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6.2    Die Umfrage in Reckange-sur-Mess

6.2.1    Ziel der Umfrage

Als wir uns bei der Gemeinde Reckange-sur-Mess erkundigten, ob wir eine Umfrage über die dort im September 1999 eingeführten neuen Schulzeiten durchführen könnten, verwies man uns direkt an das Lehrpersonal. Bei einem ersten Treffen in der Reckinger Primarschule einigten wir uns dann darauf, dass die Umfrage nur bei den Eltern durchgeführt würde, da deren Meinung für die Weiterführung des Projekts am wichtigsten sei. Außerdem wäre eine Umfrage beim Lehrkörper überflüssig, da alle LehrerInnen aus der Gemeinde Reckange-sur-Mess nicht nur die Initiatoren des Projekts sind, sondern es auch aktiv mitgestalten, wie die gemeinsame Organisation der Nachmittagsaktivitäten zeigt. Ferner waren sowohl das Lehrpersonal als auch wir der Meinung, dass eine Befragung der Kinder sich nicht aufdrängte, da allein schon die Tatsache, dass die « Ateliers de créativité » gut besucht sind, auf die Akzeptanz der Kinder schließen lässt. Andererseits, im Vergleich zu dem traditionellen Nachmittagsunterricht, sind die Erfahrungen mit den neuen Schulzeiten eher positiv, was die Leistungen der Schüler anbelangt.

Den Eltern sollte also ein Fragebogen unterbreitet werden, der es erlauben sollte, die Akzeptanz des neuen Schulmodells zu ergründen. Dabei hatten wir vor, die Fragen zum Teil so zu gestalten, dass Rückschlüsse auf die Meinung der Kinder möglich sind. Die LehrerInnen haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Einstellung der Kinder indirekt mitzubekommen, einerseits während des Unterrichts, andererseits während der Aktivitäten am Nachmittag.

 

6.2.2    Beschreibung des Fragebogens

a.    Vorkenntnisse und Bedingungen

In der Gemeinde Reckange-sur-Mess besuchten zum Zeitpunkt unserer Umfrage 37 Kinder die beiden Vorschulen in Reckange und in Ehlange, sowie 111 Kinder die Primarschule in Reckange. Da bei den Eltern die große Mehrzahl Luxemburger sind, beschlossen wir, den Fragebogen ausschließlich auf deutsch zu verfassen und den beiden romanophonen Familien die Möglichkeit anzubieten, ihnen durch Übersetzen der Fragen beim Ausfüllen des Fragebogens behilflich zu sein. Dieses Angebot wurde jedoch nicht angenommen, da wahrscheinlich die Kinder oder Nachbarn diese Aufgabe übernahmen.

Als Vorlage für unseren Fragebogen diente uns z.T. die Befragung des Sispolo, besonders was den Teil B anbelangt. Die Befragung sollte jedoch ganz anonym erfolgen, weshalb wir darauf verzichteten, ein Feld für den Namen – auch wenn es sich um eine freiwillige Angabe handeln würde – einzuplanen. Auf diese Weise erhofften wir uns eine möglichst große Teilnehmerzahl. Da das Lehrpersonal von Reckange-sur-Mess jedoch darauf bestand, auch eine Rückmeldung über die von ihnen angebotenen Nachmittagsaktivitäten zu bekommen, einigten wir uns darauf, dass der betreffende Teil E von ihnen erarbeitet würde, während wir die restlichen Fragen vorbereiten würden.

Schließlich setzten wir uns noch zwei Auflagen. Einerseits sollte der gesamte Bogen auf ein in der Mitte zu DIN-A4-Format gefaltetes DIN-A3-Blatt passen, da auf diese Weise die Gefahr von verlorenen und durcheinandergewirbelten Blättern auf ein Mindestmaß verringert würde. Andererseits sollten die meisten Items durch Ankreuzen erfasst werden, was die Auswertung erleichtern würde. Daneben sollte aber auch die Möglichkeit einer persönlich verfassten Stellungnahme angeboten werden.

Ein Modell des Fragebogens ist als Anhang zu dieser Arbeit beigefügt.

 

b.    Die verschiedenen Fragenblöcke

Auf jedem Bogen befinden sich gleich zu Anfang Hinweise für die Eltern, die ihnen beim Ausfüllen behilflich sein sollen, z.B. wie die Fragen gekennzeichnet sind, die nur für Primarschulkinder gedacht sind.

Zu Beginn des eigentlichen Fragebogens ermitteln wir die Angaben zum Haushalt, wobei es uns einerseits auf die Art der Erziehung, die Berufstätigkeit und die Nationalität der Eltern, andererseits auf die Anzahl der Kinder und die Schule, die diese besuchen, ankommt.

In Teil A sollen die Eltern sich dann sofort mit den in Reckange-sur-Mess neu eingeführten Schulzeiten auseinander setzen. Außerdem werden sie um ihre Meinung gefragt, wie die eben erst von der Ministerin für Nationale Erziehung beschlossene Reduzierung des Stundenplans von 29 auf 28 Unterrichtseinheiten pro Woche im nächsten Schuljahr umgesetzt werden soll.

Teil B soll die Klassenzugehörigkeit des Kindes sowie die Rückmeldung, die die Eltern von ihrem Kind in Bezug auf das Schulsystem erhalten, erfassen.

Danach folgen in Teil C die Angaben zum Tagesablauf der Familie, in denen wir danach fragen, wie das Kind zur Schule und zurück nach Hause gelangt, wie die Betreuung des Kindes außerhalb der Schulzeiten aussieht, ob die Erziehungsberechtigten viel oder wenig Zeit zu Hause verbringen und ob sie mit ihrem Kind zu Mittag essen. Interessant erscheint uns beim Tagesablauf auch die Angabe, um wie viel Uhr das Kind zu Bett muss.

Mit Teil D erhoffen wir, uns eine Idee über die Vorstellungen der Eltern dieser Gemeinde in Bezug auf die Schulrhythmen im Allgemeinen machen zu können. Dabei werden u.a. die Fragen nach zusätzlichen Betreuungsstrukturen und nach der Ferienregelung aufgeworfen.

Wie schon erwähnt, betrifft Teil E die « Ateliers de créativité », während Teil F den Eltern die Möglichkeit bietet, selbst Vorschläge und Bemerkungen hinzuzufügen.

 

c.    Die Antwortmöglichkeiten

Wie bereits gesagt soll den Eltern die Arbeit mit dem Fragebogen dadurch erleichtert werden, dass wir größtenteils eine Befragung durch Ankreuzen vorsehen. Dabei schlagen wir meistens entweder einen Tatbestand vor oder wir stellen eine Frage. Die Antwortmöglichkeiten sind dann „ja" oder „nein". Als dritte Möglichkeit muss für Unentschiedene noch die Aussage „weiß nicht" angeboten werden. Die Fragenblöcke A, B und D sind hauptsächlich nach diesem Schema aufgebaut. Dazu gesellen sich noch die Angabe der Klassenzugehörigkeit des Kindes, sowie die Uhrzeit des Zubettgehens.

Bei den Angaben zum Tagesablauf (Teil C) erfassen wir jedoch Gewohnheiten, welche in der Regel nicht immer konstant sind. Da die befragten Personen die Häufigkeit dieser oder jener Gewohnheit angeben sollen, geben wir ihnen fünf Antwortmöglichkeiten an, die sich auf einer Skala von „immer" bis „nie" ansiedeln. Die Möglichkeit der Unentschiedenheit lassen wir bewusst beiseite aus zwei Gründen. Erstens sind wir der Meinung, dass jeder an sich in der Lage sein müsste, eine der betreffenden Möglichkeiten anzukreuzen, da an sich nur verlangt wird einzuschätzen, wie häufig etwas vorkommt. Zweitens bleibt die Möglichkeit bestehen, gar nichts anzukreuzen, was dann der Annahme gleichgestellt ist, dass die betreffende Person keine Angabe zu diesem Tatbestand machen möchte.

Der von dem Lehrpersonal verfasste Teil E hingegen versucht einerseits, eine vom Kind an die Eltern gemachte Rückmeldung über die Nachmittagsaktivitäten zu ermitteln, andererseits macht er jedoch auch Vorschläge, wie man die « Ateliers de créativité » besser gestalten könnte. Aus diesem Grund ist dieser Fragenblock nicht nach einem bestimmten Schema aufgebaut, manchmal werden vier Antworten angeboten, manchmal drei oder gar nur zwei. Ein Item fragt sogar nach persönlichen Vorschlägen.

 

d.    Organisatorische Angaben

Da es sich bei rund 150 Fragebögen um eine Anzahl von Daten handelt, die wir auch selbst am PC auswerten konnten, verzichteten wir auf die aufwendigere Art der elektronischen Datenerhebung mittels für Scanner vorgefertigter Fragebögen. Der Fragebogen wurde mit dem Textverarbeitungsprogramm Microsoft Word 97 erstellt, die Dateneingabe und -verarbeitung erfolgte mit dem Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Excel 97.

Die Datenerhebung selbst wurde vom Lehrpersonal der Gemeinde Reckange-sur-Mess durchgeführt. Dabei erhielt Ende März jedes Kind einen Fragebogen, den es seinen Eltern mit nach Hause nehmen sollte. Die Eltern hatten eine Woche Zeit, ihn auszufüllen, da die Bögen erst in der darauffolgenden Woche wieder eingesammelt wurden.

 

e.    Die Auswertung

Bei den Familien, die mehrere Kinder in Vor- und/oder Primarschule haben, sind die Teile A, D und F sowie die Angaben zum Haushalt nur einmal relevant. Die Fragenblöcke B, C und E hingegen beziehen sich jeweils auf das Kind, das den Fragebogen mit nach Hause brachte. Dieser Aspekt wurde in der Datenverarbeitung berücksichtigt. Aus Anonymitätsgründen wollte das Lehrpersonal, dass die Eltern jeden Fragebogen ganz ausfüllten. Daraufhin mussten wir jedoch bei der Dateneingabe diejenigen Fragebögen wieder zusammenstellen, die zusammengehören. Diese Aufgabe erwies sich jedoch z.T. als schwierig, so dass wir zugeben müssen, dass der Umstand, dass die Eltern jeden Fragebogen ganz ausfüllten sollten, nicht nur aufwendiger, sondern auch vom methodischen Standpunkt aus eher unglücklich war, dies aus folgenden Gründen.

Einerseits genügte es zwar, die Fragebögen zusammenzustellen, die die gleichen Angaben zum Haushalt enthielten. Da diese Angaben jedoch manchmal mehrmals vorhanden waren, mussten wir weitere Vergleiche anstellen, um die von demselben Elternpaar stammenden Bögen zu ermitteln. Dazu benutzten wir dann die Antworten der Teile A, D und F, die ja logischerweise gleich sein müssen. Bei einigen Fragebögen stellten wir jedoch fest, dass sich hier manchmal Unterschiede herauskristallisierten, was wohl auf den Umstand zurückzuführen ist, dass jeder der beiden Elternteile einen oder mehrere Bögen ausfüllte, dabei aber eine von der des Partners abweichende Antwort gegeben hatte. Obschon es uns so bei fast allen Fragebögen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gelang, die passenden Bögen zusammenzustellen, mussten wir uns deshalb bei den abweichenden Antworten in Teil A und D für eine der beiden Meinungen entscheiden, ansonsten hätten einige Eltern zwei Meinungen in die Statistik einfließen lassen können. Bei den Bemerkungen in Teil F haben wir jedoch die zwei Meinungen zurückbehalten, da diese Vorschläge nicht als Statistik ausgewertet wurden.

Mit dieser etwas umständlichen Vorgehensweise gelangten wir also auch zum erwünschten Resultat, dennoch wäre für eine ähnliche Untersuchung in Zukunft anzuraten, dass die Bögen entweder gekennzeichnet werden müssen (was die Anonymität nicht mehr gewährleistet), oder den Eltern zwei Sorten von Fragebögen ausgehändigt werden: einer pro Kind und einer, der die Angaben zum Haushalt und die persönlichen Meinungen erhebt.

Welche Ergebnisse unsere Umfrage erbracht hat und wie diese Resultate zu interpretieren sind, damit befassen wir uns im nächsten Kapitel dieser Arbeit.

 

Bibliografie

 

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